Feuerwehren proben Ernstfall

- Autor: Alexander Fink, Feuerwehr Ittlingen

Am Samstag, den 07. Oktober 2023 wurde die Freiwillige Feuerwehr Ittlingen um 09:37 Uhr mit dem Einsatzstichwort „Brand Industriegebäude“ zum Steinbruch der  Porphyrwerke Weinheim-Schriesheim AG (BAG|PWS) in die Kirchardter Straße alarmiert. Durch die Leitstelle Heilbronn wurden  parallel die Feuerwehren aus Eppingen und Kirchardt mitalarmiert.

Der mit dem Mehrzweckfahrzeug (MZF) ersteintreffende Einsatzleiter vom Dienst wurde von der Werksleitung und weiteren Werksangehörigen darüber informiert, dass es bei Schweißarbeiten zu einer Verpuffung im Bereich der Sieb- und Brechanlage gekommen war. Es sollen sich noch zwei Mitarbeiter in der Anlage befinden, der Kontakt zu ihnen ist seit dem Unglück abgebrochen. Außerdem versuche man noch Kontakt zu einem weiteren Mitarbeiter aufzunehmen, dessen letzter Aufenthaltsort unbekannt ist.

Die Kräfte des Tanklöschfahrzeugs (TLF 16/25) und Löschgruppenfahrzeugs (LF 8/6) begannen umgehend mit der Menschenrettung und Brandbekämpfung. Hierzu gingen mehrere Trupps unter Atemschutz über eine steile Rampe in die etwa in 15 Metern Höhe liegende, völlig verrauchte Anlage vor. Zügig wurde eine der beiden vermissten Personen gefunden und aus dem Rauch auf eine schmale Plattform vor dem Eingang verbracht.

Derweil begannen Kräfte des Löschgruppenfahrzeugs (LF 8) mit dem Aufbau einer unabhängigen Löschwasserversorgung aus dem nahegelegenen Grundwassersee. Hierzu kamen die Tragkraftspritze und der Schlauchanhänger zum Einsatz.

Nach dem Eintreffen der FF Eppingen mit dem Einsatzleitwagen (ELW) begann deren Führungsgruppe umgehend damit, eine Einsatzstellenleitung aufzubauen: Es wurden Einsatzabschnitte gebildet, Abschnittsleiter bestimmt und Funkkanäle für die einzelnen Abschnitte festgelegt. Danach wurden die mittlerweile eingetroffenen Fahrzeuge der Wehren aus Eppingen und Kirchardt auf die Einsatzabschnitte verteilt.

Die FF Kirchardt, welche mit ihrem neuen HLF und dem TLF angerückt war, unterstützte von der gegenüberliegenden Seite der Sieb- und Brechanlage bei der Menschenrettung und Brandbekämpfung. Da der dritte Mitarbeiter immer noch nicht auf dem Werksgelände ausfindig gemacht werden konnte, ging man mittlerweile davon aus, dass auch dieser sich innerhalb des Unglücksbereiches befindet. Dieser wurde dann auch auf der obersten Ebene im Bereich der Materialübergabe von den Kameraden aus Kirchardt schwerverletzt und eingeklemmt aufgefunden.

Zwischenzeitlich wurde der zuerst aufgefundene Mitarbeiter in ein Spineboard eingebunden und über die Rampe mit Leinen nach unten auf sicheren Grund gebracht. Dies stellte sich aufgrund der beengten Platzverhältnisse als ein äußerst kompliziertes und zeitintensives Unterfangen dar, weshalb umgehend die Eppinger Drehleiter in Nähe der Rampe in Stellung gebracht wurde, um bei der Rettung des nächsten Mitarbeiters zum Einsatz zu kommen.

Die Suche nach den weiteren Vermissten gestaltete sich für die Angriffstrupps als äußerst schwierig, da die Anlage Mehrgeschossig, Verwinkelt und Unübersichtlich ist. Durch den dichten Rauch konnten die Trupps nur den direkten Boden vor sich sehen. Auch musste mit großer Vorsicht vorgegangen werden, es bestand teilweise Absturzgefahr. Wieder einmal erwiesen sich Wärmebildkameras als unerlässliches technologisches Hilfsmittel bei der Personensuche. So konnte nach einigen Minuten auch der zweite Mitarbeiter gefunden und auf die enge Plattform vor dem Eingang verbracht werden. Anschließend wurde er via Drehleiter nach unten gefahren. Zwischenzeitlich wurde auch der dritte vermisste Mitarbeiter durch Trupps der FF Kirchardt befreit und gerettet.

Plötzlich wurde eine Rauchentwicklung in der benachbarten Staubabsauganlage festgestellt. Durch die Priorisierung der Menschenrettung musste die Brandbekämpfung im Inneren der Sieb- und Brechanlage auf das Mindeste beschränkt werden. Dadurch konnte sich das Feuer über Absaugleitungen auf die nicht abgeschaltete Filteranlage ausbreiten. Die Feuerwehr Kirchardt übernahm hier umgehend die Brandbekämpfung im Innen- und Außenangriff und konnte den Brand rasch unter Kontrolle bringen. Die Einsatzleitung stellte zuvor die Abschaltung der Energieversorgung sicher.

Mittlerweile wurden die Ittlinger Angriffstrupps von Eppinger Trupps abgelöst. Diese Schufen Abluftöffnungen in der Sieb- und Brechanlage und führten die  Bekämpfung der letzten Brandnester durch. Gegen 10:30 Uhr konnte der Leitstelle „Feuer schwarz“ gemeldet und die Übung beendet werden.

Diese von Kommandant Florian Hernik und Ausbilder Jürgen Seel geplante und organisierte Alarmübung stellte die Einsatzkräfte vor Herausforderungen, welche sie im beübten Objekt auch tatsächlich Antreffen könnten. Durch die Übung konnten somit wichtige Erkenntnisse für den Ernstfall gewonnen werden. Einmal mehr erwies sich auch die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Wehren als äußerst Kooperativ, was im Ernstfall unverzichtbar ist.

Die Freiwillige Feuerwehr Ittlingen bedankt sich bei allen Übungsbeteiligten für ihre Teilnahme und die sehr gute Zusammenarbeit sowie bei den Organisatoren für die Zeit- und Arbeitsintensive Vorbereitung. Ein besonderer Dank geht an Herr Werksleiter Neudecker und seine Mitarbeiter der BAG|PWS für das zu Verfügung stellen des Betriebsgeländes und die anschließende Verpflegung der Einsatzkräfte.

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